Paracetamol: Wirkung, Nebenwirkungen & Anwendung (2024)

Paracetamol ist der Trivialnamen für Para-(Acetylamino)phenol, so der chemische Strukturname für die Substanz. Es gehört zu den nicht-opioiden Schmerzmitteln bzw. nicht-opioiden Analgetika, welche die Cyclooxygenase hemmen. Wie Acetylsalicylsäure und Ibuprofen gehört Paracetamol zu den weltweit bekanntesten und am häufigsten eingesetzten Schmerzmitteln, um leichte bis mäßig starke Schmerzen zu behandeln. Das relativ gut verträgliche Schmerzmittel wirkt darüber hinaus fiebersenkend (Antipyretikum) und kann auch bei Kindern angewendet werden. Anders als „saure“ Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure hilft Paracetamol allerdings weniger bei entzündungsbedingten Schmerzen, wie etwa bei rheumatischen Beschwerden.

Wirkungsweise von Paracetamol

Paracetamol ist auch unter den chemischen Strukturnamen N-acetyl-para-aminophenol (abgekürzt: APAP), 4′-Hydroxyacetanilid oder 4-Acetamidophenol bekannt. Der genaue Wirkmechanismus im menschlichen Körper ist bis heute nicht abschließend geklärt. Feststeht, dass Paracetamol die Cyclooxygenase Cox-2 hemmt, welche bei Zellschädigungen die Produktion von entzündungsfördernden Prostaglandinen ankurbelt und so eine Rolle bei der Schmerzreaktion spielt. Daher wird Paracetamol auch als Cox-Hemmer bezeichnet. Die hemmende Wirkung von Paracetamol ist jedoch vergleichsweise gering, weswegen von weiteren Wirkmechanismen ausgegangen wird, die jedoch noch nicht alle enträtselt worden sind. Paracetamol scheint die Rezeptoren für den Botenstoff Serotonin im Rückenmark zu aktivieren, was ebenfalls schmerzlindernd wirkt. Im Hirn soll Paracetamol auf die Rezeptoren für den Botenstoff Glutamat-NMDA wirken und die Wirkung von Stickstoffmonoxid beeinflussen, wodurch ebenfalls die Schmerzwahrnehmung herabgesetzt wird. Da Paracetamol auf die körpereigenen Stoffe wirkt, die im Körper für eine erhöhte Temperatur sorgen, kommt dem Wirkstoff zudem eine fiebersenkende Wirkung zu. Durch seine nicht-saure chemische Zusammensetzung reichert sich Paracetamol jedoch nur bedingt in entzündetem Gewebe an und hat einen kaum merklichen entzündungshemmenden Effekt. Offenbar können einige Substanzen, darunter Coffein, die Wirkung von Paracetamol verbessern, weswegen man im Handel häufig Kombinationspräparate mit weiteren Wirkstoffen findet.

Anwendungsgebiete von Paracetamol

Neben dem Einsatz als Schmerzmittel kommt Paracetamol eine wichtige Bedeutung als fiebersenkendes Mittel zu. Folgende Anwendungsgebiete gibt es für Paracetamol:

  • Schmerzen allgemein (leicht bis mäßig stark)
  • Regelschmerzen
  • Zahnschmerzen
  • grippale Infekte
  • Fieber
  • Nasennebenhöhlenentzündung
  • Kopfschmerzen
  • Migräne

Darreichungsformen

Paracetamol ist in verschiedenen Darreichungsformen in der Apotheke erhältlich. Während der Wirkstoff Kindern häufig in Form von Zäpfchen oder Sirup verabreicht wird, greifen Erwachsene meist zu Tabletten oder Kapseln. Die Einnahme von Paracetamol wird am besten über den Tag auf drei bis vier Einzeldosen aufgeteilt. Überdosierungen können zu schwerwiegenden Leberschäden führen. Daher ist Paracetamol seit Juni 2008 in größeren Mengen (Packungen mit mindestens zehn Gramm des Wirkstoffs) nur auf Rezept erhältlich. Geringere Mengen sind nach wie vor rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Die Maximaltagesdosis für Erwachsene beträgt vier Gramm. Die maximal empfohlene Tagesdosis für Kinder hängt vom Alter ab. In der Regel werden 50 Milligramm Paracetamol pro Kilogramm Körpergewicht empfohlen.

Nebenwirkungen

Sofern Paracetamol ordnungsgemäß nach Beipackzettel eingenommen wird, ist es gut verträglich und arm an Nebenwirkungen. Selten bis sehr selten sind Störungen der Blutbildung, allergische Reaktionen mit Atemnot, Hautausschlag und Schwellungen, sowie Bauchschmerzen, Übelkeit und ein Anstieg der Leber-Enzym-Werte zu beobachten. Höhere Dosen können langfristig zu Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und Nervosität führen. Wenn Paracetamol langfristig angewendet wird, können bei plötzlichem Absetzen Muskelschmerzen als Nebenwirkung auftreten. Im Falle von Überdosierungen kann es zu schwerwiegenden Schäden an Nieren und Leber kommen. Die Grenzwerte liegen für Erwachsene bei zehn bis zwölf Gramm Paracetamol täglich. Bei einer längerfristigen Einnahme von mehr als 7,5 Gramm täglich sind bleibende Organschäden nicht ausgeschlossen. Für Kinder liegen die Grenzwerte darunter. Die kombinierte Einnahme von mehreren Schmerzmitteln sollte tunlichst vermieden werden.

Wechselwirkung mit anderen Medikamenten

Kommt es zu einer längerfristigen Einnahme von Paracetamol wird die Wirkung von Blutverdünnern (Antikoagulantien) herabgesetzt. Die kurzfristige Einnahme hat hingegen keine Auswirkung auf die Thrombozytenaggregation. Anders ist das bei der Anwendung des AIDS-Mittels Zidovudin (AZT), das bei gleichzeitiger Einnahme zu einem Mangel an Neutrophilen, einem Bestandteil der weißen Blutkörperchen (Leukozyten), beitragen kann. Andere Medikamente können hingegen bei gleichzeitiger Einnahme die Wirkung und Nebenwirkungen von Paracetamol verstärken. So führt etwa das Gichtmittel Probenecid zu erhöhten Konzentrationen von Paracetamol im Körper. Ähnlich kann der Entzündungshemmer Salicylamid zu einer verlängerten Verweilzeit des Schmerzmittels im Körper führen und so das Risiko von Nebenwirkungen erhöhen. Andere Medikamente, darunter Schlafmittel, Antiepileptika (Phenobarbital, Phenytoin, Carbamazepin), Tuberkosemittel (Rifampicin), aber auch Alkohol tragen dazu bei, dass Paracetamol zu einem giftigen Stoffwechselprodukt abgebaut wird, welches die Leber schädigen kann. Das Medikament Colestyramin (zur Behandlung von Fettstoffwechselstörungen) setzt hingegen die Wirkung von Paracetamol herab.

Paracetamol in der Schwangerschaft und Stillzeit

Sofern die Einnahme ordnungsgemäß nach Beipackzettel erfolgt, kann Paracetamol während der gesamten Schwangerschaft nach Absprache mit dem Arzt angewendet werden. Über einen längeren Zeitraum sollte der Wirkstoff jedoch nicht eingenommen werden und auch die Kombination mit anderen Medikamenten gilt es zu vermeiden.

Wird Paracetamol während der Stillzeit eingenommen, wird es über die Muttermilch in geringen Mengen auch an den Säugling weitergegeben. Bisher sind jedoch keine unerwünschten Wirkungen oder Nebenwirkungen bekannt, sofern das Medikament in den üblichen Dosierungen eingenommen wird.

Paracetamol bei Kindern

Über einen kurzen Zeitraum dürfen Säuglinge ab dem sechsten Lebensmonat, sowie Kinder Paracetamol erhalten. Zu der Dosierung sollte in jedem Fall ein Arzt befragt werden.

Wann darf Paracetamol nicht angewendet werden?

Bei schweren Leberschäden darf Paracetamol nicht angewendet werden. Auch bei Alkoholikern sollte die Gabe von Paracetamol genauestens abgewogen werden. Besondere Vorsicht gilt außerdem bei Leber- und Nierenfunktionsstörungen, sowie bei der Bluterkrankung Gilbert-Meulengracht-Krankheit.

Aktualisiert am 17. Februar 2021

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